Vor kurzem hatte ich ein Trainingsstunde mit einer Kundin, die das Verhältnis zu ihrem Pferd bereits als sehr gut beschrieb und im Umgang auch keine Probleme hatte.
Die einzige Schwierigkeit war das Verladen, und das wollte sie nun gerne angehen.
Wir verabredeten uns also zur Vorbereitung, erst einmal ohne Hänger, um die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd abzuchecken und hier und da noch ein paar Kleinigkeiten zu verbessern.
Meine Intention war, die Kundin auf die Vorgehensweise und die Handgriffe am Hänger vorzubereiten, damit sie dann am Anhänger ihrem Pferd die nötige Sicherheit vermitteln kann, wenn das Pferd etwas aufgeregt sein würde.
Wir testeten zunächst die Kommunikation an verschiedenen Herausforderungen; sie führte ihr Pferd durch eine Engstelle, über eine Stange, eine Plane, eine Gummimatte und so weiter. Die zwei waren wirklich schon ein tolles Team, das Pferd reagierte auf die kleinsten Signale und löste jede Aufgabe entspannt.
Dann habe ich drei Holzstangen auf den Reitplatz gelegt und meine Kundin gebeten, sich die Stangen jeweils als Anhänger- bzw. Trennwand vorzustellen und ihr Pferd dann quasi trocken zu verladen. Sie stellte sich vor, wie sie sich dem Hänger näherte, und bat ihr Pferd sie zu begleiten.
Ein kurzes Stück vor Erreichen der Stangen sagte ich „Achtung, du betrittst jetzt die Klappe“, und in diesem Moment passierte etwas für mich Undenkbares: Das Pferd verweigerte!
Dieses Pferd, das man niemals zwei mal bitten musste, das dem Menschen vertraute und ohne Druck einfach jede gestellte Aufgabe erledigte wollte plötzlich nicht mehr zwischen zwei auf dem Boden liegenden Stangen hindurch laufen.
In diesem Moment war meiner Kundin und mir unmissverständlich bewusst, wie sehr das Pferd unser Bild aufgenommen hatte. Dem Pferd war völlig klar, was wir hier gerade übten! Wir brauchten den Anhänger an diesem Tag gar nicht, das Pferd verweigerte bereits das Betreten eines imaginären Anhängers.
Wir setzten also erneut an, mit einem korrigierten inneren Bild und mit einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad: Das Pferd sollte nun nicht direkt „in den Anhänger“, sondern zunächst nur die eigentlich nicht vorhandene Rampe betreten und dort pausieren.
Gesagt, getan, und das Pferd natürlich überschwänglich gelobt. Dann unterbrachen wir unser Verladetraining mit einer anderen Übung und setzen dann erneut zum Verladen an. So konnten wir es nach und nach schaffen, das Pferd innerhalb einer Trainingseinheit in einen imaginären Anhänger zu verladen.
Es war großartig, das zu beobachten und es zeigt mir wieder einmal mehr, wie feinfühlig unsere Pferde sind und mit welchen Kleinigkeiten wir sie verunsichern können.
Ich freue mich schon auf die erste Trainingseinheit am echten Anhänger und bin sehr gespannt, wie das Pferd sich dort verhalten wird.
Hast du auch schon mal ein ähnliches Erlebnis gehabt?
Ich freue mich über deinen Kommentar.
Hallo Linda,
Das ist ja eine tolle Geschichte! Soetwas Ähnliches hatte ich gestern beim Ausritt. Mitten im Wald, auf unserer gewohnten Runde, stand plötzlich eine riesige Baumfäll-Maschine. Mein Wallach wollte eigentlich scheuen und nicht dran vorbei gehen. Er mache sich fest und ging an zu tänzeln. Ich ha ganz ruhig in den Bauch geatmet und ihm gesagt (mit entsprechendem inneren Bild), mach dir nichts draus, das ist nur ein Trecker, den hier jemand vergessen hat. (Bild vom alten schrottigen kleinen Trecker).
Er hat sich daraufhin tatsächlich entspannt und wir konnten vorbei reiten. Auf dem Rückweg dasselbe, ein großes weisses Wohnmobil steht kurz vor unsrer Einfahrt. Pferd ist skeptisch am prusten. “Das ist nur ein Auto“ (mit innerem Bild eines Kleinwagens)… So konnten wir entspannt dran vorbei und nach Hause. Ich war echt überrascht, wie gut das geklappt hat. ☺
Hallo Claudia,
wie schön, du hast dich nicht nur nicht von dem ersten Schreck deines Pferd verunsichern lassen, sondern deine Ruhe auch noch an dein Pferd weitergeben können. Wir sollten die inneren Bilder viel öfter nutzen 🙂
Viele liebe Grüße,
Linda