„Jede Begegnung,
die unsere Seele berührt,
hinterlässt eine Spur,
die nie ganz verweht.“
Lore-Lillian Boden
Vor ein paar Jahren war ich mit einer Freundin als „Trosser“ mit auf einem Distanzritt. Bei den Dressurreitern heißt dieser Job wohl „Turniertrottel“ oder kurz „TT“; die Aufgabe ist das rechtzeitige Bereitstellen von Wasser, Futter, Schwämmen, Decken, Getränken oder Sonstigem, um Pferd und Reiter im „Vet-Gate“, also bei den zwischenzeitlichen tierärztlichen Kontrollen auf der Strecke eine optimale Pause zu bieten.
An der Wiese am Vet-Gate war eine Menge los, einige Tierärzte, die die Ankömmlinge in Empfang nahmen, viele Pferde, die einen Pausensnack und eine Behandlung mit kühlen Schwämmen erhielten, jede Menge Helfer, die eilig Dinge hin und hertrugen, aufgeregte Eltern, die Ausschau nach ihren Kindern hielten, die doch schon längst hätten angekommen sein müssen etc etc.
Ich hatte noch etwas Zeit, bis meine Freundin ankam, und schaute mir das bunte Treiben an.
Etwas abseits sah ich dann eine junge Frau, die im Schneidersitz auf der Wiese saß und ein Käsebrot aß, direkt neben ihr stand ihr Pferd mit der Nase in einem Reisetrog und verspeiste sein Kraftfutter. Dann war für das Pferd noch etwas Wasser in einem anderen Reisetrog bereit gestellt.
Das war alles.
Es war unspektakulär. Keine große Sache.
Nichts, was üblicherweise die Aufmerksamkeit anderer Menschen anziehen würde. Im Allgmeinen würde man wohl sagen „nichts besonderes“. Die junge Frau saß einfach nur da und gönnte ihrem Pferd die verdiente Pause, bevor sie gleich gemeinsam zur nächsten Etappe aufbrechen würden.
Aber ich war beeindruckt. Es war die pure Harmonie, die dieses Bild mir vermittelte.
Keine Hektik, kein aufgeregtes Hin- und Herlaufen, keine Anspannung, einfach nur Ruhe und Entspannung. Und das mittem im Wettkampf.
Es war kaum Bewegung bei den beiden zu sehen, außer dem gleichmäßigem Kauen und ab und zu einem entspannten Blick umher in die Weltgeschichte.
Es schien mir, als würden die beiden sich schon ewig kennen. Die Frau saß dort auf dem Boden, hätte also z.B. im Falle des Erschreckens leicht überrannt werden können, und war total entspannt. Das Pferd fraß mit tiefem Kopf in aller Ruhe sein Futter und ließ sich auch nicht von dem ganzen Trubel ablenken.
Ab und zu denke ich an dieses Bild, das sich mir dort bot, und ich glaube, dass es mich sehr beeinflusst hat. Das wird vermutlich niemandem aufgefallen sein, weder den Distanzreitern, noch den geschäftig hin und herlaufenden Helfern oder gar der jungen Frau selbst.
Für mich war es ein weiterer Baustein zu meinem Bild, wie ich mir die Beziehung zwischen Mensch und Pferd vorstelle.
Gibt es Momente oder Situationen mit Pferden, die dich beeindruckt haben, und die dir immer mal wieder in den Sinn kommen?
War es das Verhalten des Pferdes oder des Menschen, das dich berührt hat?
Wie wichtig ist dir das, was du dort gesehen hast und möchtest du das auch selbst erreichen?
Und wie viel bist du bereit dafür zu geben?